"Das widert mich an!"

Zum Bericht "Straße wird nicht umbenannt" bleibt v.23.6.04

Es ist schon erschreckend, mit welcher Geschichtslosigkeit und mit wie wenig Instinkt manche Kommunalpolitiker durchs Leben gehen. Vor vielen Jahren wurde in unserer schönen Heimatstadft eine Straße "Albert Reich Straße" benannt. Ich selbst, wohnte an dieser Straße zwischen 1963 und 1989, ohne mich darum zu kümmern, warum diese meine Straße diesen Namen trug.

Mein Erstaunen war ziemlich groß, als es vor einigen Monaten einen Artikel in der Zeitung gab, der berichtete, dass jener Albert Reich ein hochkarätiger Nazi war. Kein Mitläufer, kein irregeführter jugendlicher Künstler. Nein, er war, das belegt die Geschichte eindeutig, ein Nazi der ersten Stunde.Er war es, der den Einband des Verbrecherbuches "Mein Kampf" von Adolf Hitler entworfen hat. Selbst wenn es in späteren Jahren in den Reihen der NSDAP hieß, sein Engagement für die Partei hätte nachgelassen, kann das nicht zu einem Freispruch für seine verwerfliche Vergangenheit sein.

Vielmehr ist es beängstigend, wie vergeßlich man in den Reihen der Neumarkter CSU diesbezüglich geworden ist, wie gnädig ,man über diesen "Schreibtischtäter" im Nachgang urteilt! Wie mit einem Weichspüler wiegelt man die Rolle Reich`s herab und möchte ihn als "verhängnisvollen Förderer des Nationalsozialismus" den Menschen verkaufen.

Das widert mich an! Wo sind denn diejenigen, die stets recht lautstark schimpfen, wenn es darum geht, dass das fahrende Volk am Volksfestplatz sich für einige Tage niederläßt, obwohl diesen Menschen dies rechtlich zusteht, und glauben machen wollen, von diesen Menschen gehe eine Bedrohung und unzumutbare Belästigung für die Anwohner und die ganze Stadt aus! Vor den "Braunen" fürchten sich diese Herren der CSU allerdings wohl nicht.

Hätte der Bauausschuss in seiner Mehrheit nicht so unbeholfen entschieden. wäre die Sache Albert Reich längst erledigt. So aber muss ich diesem Gremium mehrheitlich Geschichtslosigkeit und kein Gefühl für Würde und Anstand denjenigen gegenüber diagnistizieren, die unter diesem Terrorregime gelitten haben und vieltausendfach ums Leben gebracht wurden!

Eines möchte ich aber auf keinen Fall: Den Eindruck zu erwecken, dass die damals im Neumarkter Stadtrat getroffene Namensgebung im Wissen um die Vergangenheit Albert Reichs erfolgte. Da ich stets an das Gute im Menschen glaube, unterstelle ich Unwissenheit über die Hintergründe und das Leben des Künstlers Albert Reich.

Dies rechtfertigt allerdings keinesfalls die Beibehaltung dieses Straßennamens. Er muss sofort geändert werden. Den Bürgern und Anwohnern dieser Straße müssen die entstehenden Kosten für neue Stempel, Briefköpfe usw. von der Stadt erstattet werden. Erst wenn die erfolgt ist, werde ich Ruhe geben, andernfalls werden ich immer wieder auf diesen Mißstand hinweisen, ob es Helmut Jawurek passt oder nicht. Er kann sich ja die politisch unbedenklichen Postkarten Albert Reichs an seine Pinnwand hängen. Ich würde sie, so ich welche hätte, entfernen.

Karl-Heinz Brandenburger
Richard-Fuchs-Straße 8
92318 Neumarkt
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