Stellungnahme der Stadträte
von Bündnis 9o / Die Grünen im Stadtrat der Stadt Neumarkt/OPF
zum Haushaltsplan der Stadt
Neumarkt/OPF für das Jahr 1999
23.3.1999
Sehr geehrte Damen und
Herren,
im Vorfeld zur Information
über den Haushaltsplan für das Jahr 1999 hatten wir einen Erörterungstermin mit
Herrn Stadtkämmerer Graf vereinbart. Dabei hatten wir auch um einen Abriss
(ungefähre Zahlen) über die tatsächliche Umsetzung des Haushaltes 1998 gebeten.
Dies schien anfänglich kein
Problem zu sein.
Doch kurz vor dem Termin
wurde uns mitgeteilt über die Umsetzung des Haushaltes 1998 gäbe es zum
heutigen Zeitpunkt keine Informationen, sondern der Gesamtstadtrat würde
darüber im Juli informiert.
Dies ist für uns völlig
unbefriedigend, da es genügend „ Streichpositionen „ im alten Haushalt gab, die
lediglich wegen der Kosmetik aufgenommen worden waren.
Diese werden aber nur
transparent bzw. erkennbar beim nachträglichen Überblicken.
Wir haben gegen diesen
Maulkorberlaß durch den Herrn Oberbürgermeister protestiert und lediglich eine
Antwort von Herrn Stadtkämmerer Graf erhalten, der auf die gesetzliche
Rechtsmässigkeit dieses Vorgehens hinweis und im übrigen sich gegen den
Ausdruck „Maulkorberlass „ verwahrte.Keine Stellungnahme vom Herrn
Oberbürgermeister, offenbar hat dieser Oberbürgermeister die Antwort auf ein
direktes Anschreiben von Stadträten
nicht nötig.
Kurz aus unserer Sicht kann
eigentlich dieser Haushalt gar nicht korrekt kommentiert werden, da der alte
Haushalt nicht die Basis für den neuen darstellen kann.
Trotzdem wollen wir kurz auf
den Haushalt eingehen.
Jeder wird beim ersten
Anblick der Zahlen, die ein ausgeglichenes Ergebnis aufweisen und glänzen
können mit einer Zuführung von
23 38o ooo.--DM vom Verwaltungshaushalt zum Vermögenshaushalt
begeistert sein.
Aber die Zahlen alleine
sagen nicht alles.
Hinter diesen Zahlen steht
eine Politik die manches in anderem Licht erscheinen lässt.
Das hohe
Gewerbesteueraufkommen erklärt sich nämlich nicht nur mit einer guten
Konjunktur, sondern auch mit einer Politik des roten Teppichs für alle Wünsche
der Industrie , hinter denen die Wünsche der Einwohner häufig völlig
zurückstehen müssen.
So geniessen
Industriestrassen Vorrang vor der Verkehrsberuhigung z. B. bei der
Hasenheide.Die Kappung der Ingolstädter Strasse und Erschliessung des
Industriegebietes Süd über den Kanal hätte eine enorme Verkehrsberuhigung im
Bereich der Hasenheide gebracht. Nein- es rechnet sich nicht, weil es ja
vordergründig nur dem Anwohner genutzt hätte.
Auch kam kein Wort des
Bedauerns von Seiten der Stadtverwaltung zur Gefährdung und Belästigung der
Anwohner durch die Abgase der Fa.Pfleiderer.
Nein- die
Gewerbesteuermillionen dieser Firma sind so wichtig, daß die Fürsorgepflicht
der Stadtverwaltung , an Ihrer Spitze der Oberbürger- meister , für die Bürger
völlig vernachlässigt wird. Wie schon
bei der Haushaltsverabschiedung 1998 festgestellt, erkauft sich die Stadt Ihren ausgeglichenen
Haushalt mit der Vergasung Ihrer Bürger.
Aber es gibt auch noch
andere zweifelhafte Beispiele für das Selbstverständnis der Stadtverwaltung im
Zusammenhang mit Fürsorgepflicht für
den Bürger und damit verbundener Geldausgabe.
Da soll doch tatsächlich
kontaminiertes Abraumgut(Altlasten der Wasag) als Lärmschutzwall in einem
Wohngebiet verbaut werden- man spart sich mit dieser neuen Deponie ja immerhin
3ooooo.--DM. Alles legal wird einem dann vorgehalten- aber richtig ist das
sicher nicht.
Oder der Fall
Biotopvernichtung Fuchsberg:8o -1oo oooKubikmeter Abraum aus der alten
Kläranlage werden in ein eingetragenes Biotop verfüllt. Ersparnis mindestens 1
ooo ooo.--DM--kommt natürlich dem Haushalt zugute- die Umwelt bleibt aber auf
der Strecke- es interessiert natürlich keinen.
Und der Oberbürgermeister
kann ja sowieso nichts dafür, er selbst hätte sowas nie und nimmer angeordnet,
sagt er.
Oder der Fall des fehlenden
Lärmschutzwalles am Berliner Ring. Die Fürsorgepflicht gebietet den Bürger vor
dem Verkehrslärm zu schützen-- Aber es wird natürlich deshalb nicht gemacht,
weil es sich wieder mal nicht in Geld rechnet, der geplagte Bürger ist leider
zu geduldig.Wieder ein paar Millionen gespart, oder sollte man sagen falsch
gespart, weil dieser Lärmschutzwall nämlich auch eine kostengüstige Erd und
Steindeponie für Neumarkt wäre, obendrein noch mit Gesundheitsnutzen?
Und um dem alles noch eins
drauf zu setzen soll jetzt unter der Vorgabe völlig freie Fahrt für den
Industrieverkehr, der Berliner Ring zur kreuzungsfreien Autobahn werden, mit
gigantischen Auf und Überfahrten VÖLLIG ohne Lärmschutz.Die Ortsumgehung Pölling
wird dann genauso unzulänglich gebaut, nur dem Auto dienlich, der Bürger bleibt
auf der Strecke.
Danke nein- diese
menschenverachtende Politik tragen wir nicht mit.
Dies waren nur ein Paar
Beispiele für das was hinter den Erfolgszahlen dieses Haushalts steckt.
Daß das so allseits
gewünschte Jugendzentrum natürlich immer noch nicht drin ist, liegt ja auch nur
am Widerstand des Grundstückseigentümers und der Anlieger, nämlich der Schulen.
Oder wäre es nicht doch besser einfach den Standort zu wechseln? Nach dem Oberbürgermeister sicher
nicht, denn dann müsste man vielleicht die vorgeblichen hochtrabenden Pläne
umsetzen!
Meine Damen und Herren, Sie
sehen es ist nicht alles Gold was glänzt, deshalb fordern wir Sie auf diesem
Haushalt nicht zu zustimmen, denn sonst stimmen Sie jedem einzelnen
Umweltverstoß zu der diesen Haushalt mitfinanziert. Ihre Verantwortung sollte
Ihnen schon diese seriösen Überlegungen wert sein.
Sieglinde Harres
Johann Georg Glossner
Stadträtin
Stadt und Kreisrat