Angst essen Seele auf!

Er sollte sich eigentlich schämen, unser ach so selbstsichere, allwissende Ministerpräsident. Was er für sich im Bundestagswahlkampf als Selbstverständlichkeit einforderte, sollte er seinem Herausforderer in Bayern ebenfalls zugestehen: Ein direktes Streitgespräch im Fernsehen, eine Live-Duell der Spitzenkandidaten.
Bisher lehnt Ministerpräsident Stoiber dies jedoch rundweg ab. Als Begründung muss herhalten, dass dadurch der Herausforderer an Bekanntheit zunehmen und dadurch das erklärte Wahlziel der selbstherrlichen CSU von 55% plus x, gefährden könnte. Meine Vermutung geht allerdings in eine etwas andere Richtung. Es zwingt pure Angst vor Franz Maget den Platzhirschen dazu ein direktes Fernsehduell auszuschlagen. Stoiber weiß nämlich ganz genau, dass ihm Maget argumentativ deutlich überlegen ist, dass er gegen den SPD-Spitzenkandidaten im Auftreten und Umgangston unterlegen wäre. Auch hinsichtlich der Sprache ist Maget dem Ministerpräsidenten wohl überlegen. Stoiber ist nur dann stark und selbstsicher, wenn er im eigenen Stall hantiert oder sich seines Heimspieles gewiss ist. Gerät er jedoch in die direkte Konfrontation, stößt auf Widerspruch, muss Antworten auf vorher nicht bekannte Fragen geben gerät der ach so tolle Stoiber ins stottern, ins schwimmen, seine Redegewandtheit verflüchtigt sich in ein endloses Gestammele und Gewürge, er verstrickt sich in endlose, wirre Sätze. Den Beweis für seine wirklichen, eher erbärmlichen Fähigkeiten lieferte er während des Bundestagswahlkampf zur genüge ab.
Es könnte aber auch sein, dass Stoiber und mit ihm die CSU pure Angst hat, dass ihre Skandale und Affären der letzten Jahre bei solch einem Duell angesprochen werden könnten. Auch hier ist der Fundus schier unerschöpflich: Von der Finanzkrise des Leo Kirch, dem Fall des Deutsch Orden und dessen Anerkennung als gemeinnützige Organisation, dem Skandal beim Roten Kreuz unter der Ägide eines CSU-Abgeordneten, den Skandalen im bayerischen Ministerium für Landwirtschaft im Umgang mit den BSE-Fällen, um nur einige zu nennen.
Auch in Sachen Krisenmanagement hat die Bayerische Staatsregierung außer kläglichem Versagen wenig zu bieten: Die Unfähigkeit bei den Vorgängen um die Maxhütte, dem Konkurs bei Messerschmitt, dem stückweise sterben von Grundig, dem verhökern praktisch aller Beteiligungen des Freistaates an Unternehmen um der schnellen Mark willen, und viele Fälle mehr gäbe es zu beschreiben. Auch die berechtigte Kritik seines Parteifreundes und Vorgängers im Amt des CSU-Vorsitzes, Theo Waigl, an der Politik der Staatsregierung seit Stoiber die Verantwortung hierfür trägt, könnte ein Grund für seine Verweigerungstaktik sein.
Angst essen Seele auf, nur so ist die ablehnende Haltung Stoibers zu einem direkten Vergleich im Fernsehen zwischen ihm und Franz Maget, zu erklären. Er hat unsägliche Angst, dass er dabei noch blasser erscheinen könnte, als er ohnehin schon ist. Die Verdummung und Verarschung durch die CSU und Stoiber, die Verschleierung ihrer missratenen Politik, lassen der Bayerischen Staatspartei, so zumindest präsentiert sich die CSU zusehends, keine andere Wahl, als das Duell Stoiber via Maget rundweg abzulehnen. Runterschauen auf die SPD und die übrigen Oppositionsparteien bringt nichts, sondern belegt nur die Arroganz der CSU.

Karl-Heinz Brandenburger
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