Die Krokodilstränen eines Bürgermeisters

Die Krokodilstränen des Breitenbrunner Bürgermeisters helfen der abgeschobenen Familie leider nicht mehr. Sie wurden, dem Gesetz gerecht werdend, abgeschoben. Abgeschoben in eine Heimat, die die ihre sein soll und doch nicht kann, weil die Kinder praktisch ohne jeglichen Bezug dahin bisher aufgewachsen sind. Eine Heimat, die keine sein kann, weil vom Krieg zerstört, das Leben nach wie vor unsicher ist und die Betroffenen jegliches Hab und Gut bei ihrer Flucht verloren. Selbst ehemaliges Eigentum dürfte kaum mehr rekrutierbar für die Familie sein. Es ist schon schlimm für diese Familie. Da können auch die Krokodilstränen des Bürgermeisters nichts mehr retten.

Krokodilstränen deshalb, weil es genau die Partei dieses Bürgermeisters war, der es bei der Neuregelung des Asylrechtes nicht scharf genug sein hat können. Damals hat man keinen Bürgermeister aus Breitenbrunn gehört, der sich für die Rechte der Schwächsten, für die Menschlichkeit stark gemacht hat. Da wurde mit dumpfen, braunen Untertönen Machtpolitik aus den Reihen der Parteichristen betrieben. Da wurden erfolgreich Wahlkämpfe in Hessen und Saarland mit ausländerfeindlichen Parolen bestritten, und niemand, nicht einmal der Bürgermeister aus Breitenbrunn setzte sich für diese armen Teufel ein! Nein, erst als es zu spät ist, will er sein Gewissen beruhigen und fordert Menschlichkeit und Gnade, wo es sie wegen der Gesetzeslage praktisch nicht mehr gibt!

Niemand will den Teufel an die Wand malen. Aber es ist nicht auszuschließen, dass die Union mit ihrer falschen Türkeipolitik wieder einmal die Weichen der Zukunft falsch stellt. Die bisher positive Entwicklung der Türkei, hin zu einem demokratischen Rechtsstaat ist unverkennbar. Wir dieses Land jedoch von der EU abgewiesen, könnte es passieren, dass die beschrittenen Wege der Demokratisierung umgekehrt werden und die Türkei ein religiös-fundamentalistischer Islamstaat wird. Dann könnten die jetzigen Verweigerer einer fortschrittlichen Politik wieder ihre Krokodilstränen vergießen: Das haben wir nicht gewollt.

Ähnlich verhält es sich doch mit der Privatisierung von Post und Telekom. Erst konnte die Privatisierung der Union nicht schnell genug gehen, dann, als es daran ging die Telefonhäuschen rigoros abzubauen, jammerten die Unionsfürsten am lautesten. Als die Post endlich Privatisiert war, wurden flächendeckend die Poststellen ausgedünnt und durch Postfilialen beim Metzger, Bäcker oder Buchladen ersetzt. Wer waren die ersten, die sich dagegen wehrten und „Ihre“ Poststelle erhalten haben wollten: Diejenigen, die es mehr als notwendig forcierten mit der Privatisierung. Diese Verlogenheit, diese Falschheit müsste diesen Politikern täglich um ihre schwarzen Ohren geschlagen werden, damit sie nie vergessen, welches Schindluder sie mit den Menschen treiben! Und dazu gehört, weiß Gott, nicht nur der Breitenbrunner Bürgermeister.

Karl-Heinz Brandenburger
Richard-Fuchs-Straße 8
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